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E-Commerce im Mittelstand (Interview mit David Höck)

Beitragsdatum

Worum es in diesem Beitrag geht.

Anfang Jänner sprachen David Höck und ich im Podcast zum Thema E-Commerce im Mittelstand. Dabei wurden die Ausbildungen zum Thema E-Commerce in Österreich, die eigenen Learnings von Shöpy, diverse Onlineshop-Systeme, steigende Akquisekosten in der paid-advertising Welt sowie einfache Tipps für den Mittelstand besprochen.

In diesem Beitrag drehen wir die Perspektive noch einmal um, und lassen uns von David Einblicke in seine Sicht der Dinge geben.

Zum Podcast geht es hier: Apple & Spotify

David Höck, Geschäftsführer und Gründer der Alpin11

„David – erst einmal Danke für die Einladung zu deinem Podcast. Erkläre den Lesern bitte kurz: Wer bist du, bei welchem Unternehmen arbeitest du und was treibt dich an, nicht ganz etwas anderes zu machen“

Grundsätzlich bin ich stolzer Tiroler, Tech-Geek, Softwareentwickler und Gründer von ALPIN11. Bei ALPIN11 entwickeln wir für mittelständische Unternehmen E-Commerce Lösungen und dürfen täglich aktiv bei der Transformation von Geschäftsmodellen mitwirken. Genau das treibt mich auch an: Das aktive Mitarbeiten bei der Transformation und Neugestaltung von Geschäftsmodellen im Mittelstand.

B2B E-Commerce ist nicht nur der 0815 Online-Shop, wie viele es denken, sondern es ist ein Mindset, bei dem es darum geht, kundenzentriert zu denken und den Weg bis zur Transaktion konsequent und sinnvoll zu automatisieren. Es gibt für mich nichts Schöneres, als etablierte Unternehmen mit teilweise festgefahrenen Prozessen aktiv mitzugestalten und fit für die Zukunft zu machen. Das Feedback von unseren Kunden ist der Grund warum ich nichts anderes machen will.

„Ich gebe dir ein paar deiner Fragen aus deinem Podcast zurück: Was sind deine drei Learnings, seitdem du mit B2B E-Commerce Kunden arbeitest? „

Unsere Kunden sind ja keine Unternehmen, die erst vorgestern gegründet worden sind und gerade die erste Seed-Finanzierung bekommen haben. Der Mittelstand denkt und funktioniert komplett anders, als diese jungen, wilden Unternehmen.
Konsequente Führung der Projektbeteiligten: Natürlich muss neben dem E-Commerce Projekt das tägliche Geschäft ungehindert weiterlaufen. D.h. die Zeit, die in das Projekt investiert werden kann, ist meistens nicht im Übermaß verfügbar.

Speziell bei größeren Projekten Bedarf es viel Abstimmung und Mitarbeit des Kunden, immerhin hat dieser das Domänenwissen. Unser Learning war hier: Konsequent führen, klare Deadlines auch für den Kunden setzen, lieber zwei- oder dreimal nachfragen und schon fast nervig sein.

Alle Abteilungen im Change-Prozess einbinden: Speziell im Anfangsstadium haben wir uns immer auf die Entscheider, die Budgetverantwortlichen, konzentriert und wollten, dass diese zufrieden sind. Schnell haben wir aber gelernt, dass die Probleme im E-Commerce Alltag bei anderen Personen auftreten. Hätten wir diese schon früh in den Prozess eingebunden, wären diese Probleme nie aufgetreten. Unser Learning war hier: Speziell die ausführenden Mitarbeiter sind der Schlüssel.

Löst man deren Probleme ist schlussendlich jeder im Unternehmen happy.
Weitere Dienstleister früh onboarden: Bei einem B2B E-Commerce Projekt in einem mittelständischen Unternehmen muss man als Dienstleister logischerweise auch mit anderen bestehenden Dienstleistern zusammenarbeiten. Beispiele sind dafür Dienstleister im Bereich CRM, ERP, PIM, Business Intelligence oder Marketing. Uns ist es schon passiert, dass unser Projekt einen kompletten Stopp hatte, weil wir einen oder zwei Dienstleister zu spät mit an Board genommen haben und wir auf gewisse Dinge einfach warten mussten. Und warten kostet Geld.

Daher unser Key-Learning: Alle Dienstleister so früh wie möglich einbinden und genau gleich wie das eigene Team führen. Das ist Aufgabe des Projektleiters.
Wie man sieht, haben die Learnings nicht wirklich mit einem technischen Bezug, denn die Technologie ist meistens nicht das Problem.

„Welche Onlineshop-Systeme schätzt du aktuell als “brauchbar” ein? „

Das kommt natürlich stark auf den Use-Case an. Ich kann hier für B2B E-Commerce sprechen, bei dem es grundsätzlich auch um die Integration in die Bestandssysteme geht. Für mich sind die wirklichen Top-Player aktuell Pimcore in Kombination mit CoreShop, Sylius, Shopware und CommerceTools. Natürlich gibt es auch noch viele weitere, jedoch sollte man darauf achten, dass man im B2B genug Flexibilität für die Anbindung von Bestandssysteme hat. Das können die vier genannten Systeme mit dem richtigen Tech-Partner echt gut.

Im B2C würde ich nur noch auf Shopify bzw. Shopify Plus setzen.

„Wie läuft die Kommunikation besonders in der Zeit der Pandemie mit euren Kundinnen und Kunden ab? „

Mittlerweile 90% online und es ist einfach so verdammt viel besser! Ich bin ein Freund davon regelmäßig Vor-Ort-Termine zu machen, es stärkt einfach die Beziehung zwischen den verschiedenen Personen. Im Projekt sind aber regelmäßige Termine über Videokonferenzen ein absoluter Game-Changer mittlerweile.

Man kann viel öfter und spontaner mit den Projektbeteiligten sprechen, muss keine Anfahrtszeit planen und hat auch Zugriff auf digitale Tools wie z.B. Miro.

„Was ist so das klassischste Problem eines B2B Unternehmens, wenn sie sich in den Onlinehandel wagen? „
Die Strukturen und die Daten. Oft gibt es keine klaren Strukturen, in denen man den E-Commerce Prozess integrieren kann. Es wird halt so gemacht, weils immer so gemacht wurde. Das ist ein absoluter Klassiker. Danach wären da noch die Daten. Die Grundlage von E-Commerce sind saubere Produkt- und Kundendaten, doch leider findet man das so gut, wie in keinem mittelständischen Unternehmen, weil das Bewusstsein, die Zeit und die technische Basis dafür einfach in der Vergangenheit gefehlt hat. D.h. am Anfang gibt’s bei uns immer einen großen “Sammelprozess”, wo wir mal alles sammeln und zusammenführen, um einen ganzheitlichen Blick auf die Dinge werfen zu können.

„Wo gibt es Parallelen zum B2C E-Commerce?“

Ganz klar in den Anforderungen an die User Experience im Shop. Früher hatte man im B2B kein Auge fürs Design, musste man auch nicht. Hauptsache es funktioniert und fertig. Mittlerweile beobachten wir aber auch einen Generationenwechsel in den für uns relevanten Positionen. Ich nenne diese auch gern “Generation Amazon”, das sind all jene die mit der Plattform Amazon aufgewachsen sind und es schätzen gelernt haben, wie einfach und simpel man etwas bestellen kann. D.h. das Bewusstsein für eine gute User Experience ist im B2B mittlerweile auch da und darf nicht mehr vernachlässigt werden. Im B2C beobachten wir diese Amazonisierung ja schon länger und als Online-Shop Betreiber muss man grundlegend draufschauen, wie das Verhalten der Benutzer ist. Das Verhalten wird eben sehr stark auch von Amazon geformt bzw. geprägt.

„Abschließende Frage: Was war dein liebstes Projekt und warum?“

Hier muss ich sagen, dass es die Umsetzung des neuen B2B Online-Shops der FIPA GmbH aus Ismaning ist. Wir durften dort eine Headless B2B E-Commerce ganz nach unseren Vorstellungen bauen und sind aktuell in der Optimierungsphase angelangt. Jetzt sind wir auch gerade dabei ein PIM System zu implementieren, welche in Zukunft die Grundlage für die E-Commerce Strategie sein wird. Wir wollen FIPA zu einem Digital Service Provider transformieren, d.h. neben den Produkten bieten wir den Kunden bzw. den Anwendern auch tolle Services, welche im täglichen Arbeiten unterstützen. Außerdem wollen wir die Plattform in Zukunft lösungsorientiert gestalten, d.h. man muss nicht mehr nach Fakten wie Durchmesser, Material, usw. filtern, sondern kann sich wirklich an Anwendungen, Applikationen und Erfahrungsberichten zum richtigen Produkt führen lassen. Die Geschäftsführung und das gesamte Team der FIPA ist total motiviert und wir arbeiten richtig gut zusammen. Das macht einfach unglaublich Spaß!

Zusammenfassung des Beitrages.

B2B und B2C E-Commerce sind sich oft ähnlicher, als man denkt. Schlussendlich wartet als Endkonsument immer ein Mensch auf gewisse Produkte oder Dienstleistungen. Verbunden wir es auch in beiden Sphären mit den einer Kette an E-Commerce Infrastrukturen, um den manuellen Arbeitsprozess so gering wie möglich zu halten. Dadurch gelingt es Unternehmen erste Gewinne durch Automatisierungen zu erzielen. 

Neben der passenden Struktur und Daten im Backend sieht es David auch als wichtig, die User Experience im Onlineshop auch im B2B Bereich immer am Puls der Zeit mitzubetreuen. Oftmals ist nicht die Technologie das Problem bei Umsetzungen, sondern oftmals muss bei allen Projektbeteiligten entsprechend Aufmerksamkeit geschenkt werden, dass alle Prozesse glatt funktionieren. 

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